Ein an den Novemberhimmel gerichtetes Klagelied !  

Liebes Tagebuch,

puuuhh, Regen, Regen, Regen- Novemberhimmel- Regen, Regen, Regen....
Wer möchte sich da nicht in seine Höhle zurückziehen, 12 Kilo Lebkuchen essen und in den wenigen lichten Momenten, in denen der Mond hinter den zerfetzen Wolken hervorschimmert, den Kopf gegen Himmel neigen, und dem Universum ein klagendes: Heeyyyyyiiiiiooooohhhhhh
zu rufen???

In diesem Sinne:
http://www.youtube.com/watch?v=APV3qGIJAC4




Herr Abel möchte mir meine spärlichen Versuche großmütig nicht allzu übel nehmen.
Und ich geh jetzt Bratwurst essen. Draussen ist nämlich grad Schlechtwetterpause.
Heeeyyyyyyiiiiioooooohhhhhhh!
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Eine längst fällige Charakterstudie über Herrn Lehmann- oder zwei kontrovers diskutierte Lebensweisen in der heutigen Zeit  

Liebes Tagebuch,

heute möchte ich mich einer ausführlichen Charakterstudie widmen, naja, vielleicht dehne ich sie auch auf ein Psychogramm der heutigen Zeit aus, wir werden sehen.
Objekt meiner Studie ist Herr Lehmann, mittlerweile dürfte Herr Lehmann ziemlich uncoole 50 Jahre alt sein, aber die meisten kennen Herrn Lehmann eher im Alter von beginnenden 30 Jahren, oder vielleicht auch Anfang 20.
Herr Lehmann macht sich viele Gedanken über die Welt, naja, meistens nur um die kleinen Dinge drumherum, die einfach mal in Ruhe ausgedacht werden wollen. Manchmal hat Herr Lehmann auch keine Zeit für Gedanken, und fühlt sich nicht wohl damit, und dann fällt ihm wieder ein, daß es auch nix bringt, sich zuviel Gedanken zu machen und er raucht lieber eine Zigarette, geht spazieren an der Weser oder ins Freibad.
Herr Lehmann ist ein Mann der Gedanken, nicht der Tat.
Herr Lehmann seziert die Möglichkeiten und die Eventualitäten, und meistens rauschen während dessen schon diverse Ereignisse und Entwicklungen an ihm vorbei, so dass Herr Lehmann nicht richtig mitkommt.
Und dann hat er wieder was, worüber er nachdenken kann.
Herr Lehmann macht sich viele Gedanken über die Liebe, und in seinen Gedanken ist die Liebe oft großartig, und sie verwirrt ihn, es gibt soviele Dinge, die abzuwägen sind, und dann weiß Herr Lehmann nicht, wo er anfangen soll, und wie, und dann geschieht es mit der Liebe wie mit vielen anderen Dingen,
sie gehen an Herrn Lehmann vorbei und winken ihm zum Abschied.

Man möchte also sagen, Herr Lehmann ist ein Mann der Gedanken, das wahre Leben ist aber meist ein wenig zu schnell für ihn.
Man möchte darüber nachdenken und diskutieren, ob Herr Lehmann eher zu den großen Geistern- oder zu den großen Losern unserer Gesellschaft gehört.
Man möchte darüber diskutieren, wo "das wahre Leben" stattfindet.
Draussen in der hektischen Welt- oder im kleinen Stübchen oben im Kopf.
Man könnte sich auch fragen, wieviel Herr Lehmann verpasst, beim nachdenken, während die Welt und die Liebe schon wieder winken.
Im Gegenzug kann man auch fragen, wieviel die großen Macher im Leben verpassen, wenn sie von einem Date und einem großen Gewinn zum nächsten hetzen, und dabei den Kopf und ihre innere Poesie schon längst abgestellt haben.

Man möchte Herr Lehmann wünschen, dass er endlich mal was anpackt, was wird, wo ankommt, sein Leben in die Hand nimmt.
Aber man könnte Herrn Lehmann auch wünschen, dass er sich noch ein bißchen treiben lässt, dass er schaut, wie die Weser fliesst,
dass er sich jede Menge Gedanken über die Frauen und die Dinge die ihn interessieren macht.

Und während er im Regen spazieren geht, oder im Freibad das Wasser meidet, kann er dazu ja einfach ein bißchen Musik hören:
http://www.lastfm.de/music/Element+of+C ... vCbElVOp7o

In diesem Sinne,
Deine Gnomorella
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Eine Kolummne über Kapitalistenkotze 

Liebes Tagebuch,

heute morgen, als ich einen ersten vorsichtigen Blick aus meinem Baumstamm in die Welt warf, sah ich in meiner Küche einen Mann mit Anzug und Krawatte sitzen. Er saß dort mit derFraubeiderGnomorella wohnt, und machte ihr, völlig unabhängig, Vorschläge, wie sie ihre Kröten vermehren kann.
Vorsichtshalber legte ich mich selber an die Kette, denn vor etwa 100 Jahren war schon mal so ein Typ im Anzug da, der mir und derFraubeiderGnomorellawohnt, völlig unabhängig, Vorschläge machte, wie wir unsere Kröten vermehren, damit sie uns in 800 Jahren sicher durch das Alter bringen.

Als Ende letzten Jahres alle Kröten platzen, in Staub und heiße Luft zerfielen, und ziemlich weit davon entfernt waren, sich zu vermehren, wollte keiner der netten jungen, unabhängigen Männer im Anzug mit uns sprechen, oder uns helfen, die paar Kröten die sie schon für uns vermehrt hatten, zurück zu bekommen.
Dementsprechend war ich auf den jungen, völlig unabhängigen, Mann im Anzug nicht besonders gut zu sprechen. Mittlerweile weiss ich auch, dass er garnicht so unabhängig ist- sondern eine arme Wurst, im Geschäft mit jungen Männern, die auf die ganz ganz fetten Kröten warten, und dabei selbst vom nächsten Storch gefressen werden.

Am nächsten Donnerstag kommt der junge, nicht mehr ganz so unabhängige, Mann im Anzug wieder in unsere Küche.
Ich habe schon überlegt, eine Bombe zu bauen.
Eine Bombe aus Kapitalistenkotze, die ich unter der Bank verstecken kann, bis sich der Mann im Anzug drauf setzt. Und dann lass ich sie hochgehen.

Ich habe mir schon überlegt, wie RayFine und ich morgen, inkognito auf einer Kapitalistenparty Kapitalistenkotze sammeln. RayFine fordert sie zum Kampftrinken auf, und ich schwing idealistische Reden über das Glück fern ab des Materiellen, dann können sie garnicht anders als kotzen.
Dann ist mir aber eingefallen, dass ich hier besser nicht schreibe, wie ich eine Bombe aus Kapitalistenkotze baue, denn sonst stehen übermorgen die Jungs von irgendwelchen Antiterrortruppen vor der Tür- und an die Kette lege ich mich immer noch am liebsten selbst.

Irgendein schlauer Wirtschaftsforscher hat mal gesagt, das kapitalistische System kann irgendwann nur in sich zusammenfallen. Ewiges Wachstum funktioniert nicht.

Gnomorella sagt: ich bin nicht reich, aber meine Kröten reichen für eine schwarze Jacke ab und an, und eine Nick Cave CD und einen Urlaub mit RayFine.
Und wenn ich meine Kröten in irgendetwas am allerliebsten investieren möchte, dann in die Zeit und die schönen Momente mit den Hobos, Gnomen, Trollen und Menschen die mir lieb sind.
Und dann ist es mir egal, ob sich meine Kröten ins dorthinaus vermehren, und mir mit 896 Jahren einen vergoldeten Baumstamm bescheren.

Und nun ihr Kapitalisten und möchtegern unabhängigen Finanzoptimierer,
könnt ihr Euch bei soviel Gnomorella Pathos zu Tode kotzen !
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Der Selberbaukasten für Narzissten, Weltverbesserer und, in obskuren Gedankenkostrukten verhafteten, Gnomorellas  

Liebes Tagebuch,

da wollte ich gerade voller Elan ein paar philosophische Zeilen in den Äther rotzen, da musste ich feststellen, dass irgendwer anders seinen Datenmüll in mein Tagebuch gerotzt hat. Das Zeugs zu entfernen hat mich etwa fünf Minuten und einiges an Motivation gekostet.
Aber nun gut, immerhin hatte ich Zeit genug mir Gedanken zu machen, wie ich die beiden Themen des Tages, nämlich "Wie begegne ich Narzissten im Alltag" und "Wo liegt der egozentrische Anteil im Weltverbessertum- und wo hat es seine Grenzen" halbwegs auf einen Nenner bringen kann.

Lass mich den Brückenschlag so versuchen: Ein alltagsverträglicher Umgang mit Narzissten hat schon ein wenig was von höchst idealistisch geprägtem Weltverbessertum, und leider wird er auch nur in den wenigsten Fällen gelingen.
Wenn Du aber mal wissen möchtest, wie man vermeidet, dass narzisstische Mitmenschen ständig ihre Bühnen im Alltag bauen, dann schau Dir mal mein kleines, in der Grafik angefügtes, Selbsthilfeset an. Dieses Selbsthilfeset ermöglicht den großen Auftritt in alltäglichen Orten. Es beinhaltet den kleinen Bühnenboden in Form einer Bananenkiste, einen roten Vorhang, die Ritterrüstung und ein Steckenpferd. In der Special Edition gibt es auch noch Applaus vom Band. Das kleine Selbsthilfeset für Narzissten ist handlich und passt in jedes Reisegepäck. Man kann es überall mit hinnehmen. Z.B. in eine Küche in der Bretagne. Wenn dann zufällig ein Narzisst vorbei kommt, und sich ein Käsebrot macht, kann man den kleinen Bühnenboden aufbauen und klatschen. Somit hat der Narzisst das Gefühl, er hat eine große Tat vollbracht, und er muss die Welt nicht mit anderen Heldentaten retten.
Wozu auch !!!
Jaaa, jetzt denkst Du bestimmt wieder, sie ist böse und misanthrop, die Gnomorella, aber da irrst Du Dich. Ich hatte nur in der letzten Zeit einige gedankliche Anregungen, um missionarisch geprägtes Weltverbessertum kritisch zu reflektieren.
Mal angenommen, wir wollen Entwicklungsarbeit leisten. Oder wir wollen pädagogische Arbeit leisten. Wir erheben uns an irgendeinem Punkt in die Annahme, wir wüssten, wie irgendwas ( z.B das Führen eines sinnvollen Lebens) besonders gut funktioniert - zumindest wüssten wir das besser als andere. Nun, beginnen wir also damit ANDERE zu belehren, sie zu schulen, zu fördern, zu befähigen. Aber bis zu welchem Punkt ? Meist nur solange, wie sie uns Dankbarkeit huldigen, uns ergeben sind - und immer noch unter uns gestellt sind. Beginnen sie Forderungen zu stellen, auf eigene Rechte, auf einen eigenen Weg, auf eigene Macht - jaaa, dann werden wir ganz schnell unwirsch, und sprechen ihnen die Fähigkeiten und das Wissen ab. Weltverbessertum - letztendlich nichts anderes als Narzisstentum auf sozial engagiertem Niveau.
Ach, ich weiss Tagbuch. Du wirst mich heute nicht verstehen, das ist recht abstrakt. Aber wenn Du mich mal fragst, dann werd ich Dir den einen oder anderen Gedankengang bestimmt gern erklären.

Bis bald,
Deine Gnomorella

....achja, falls einer mal nich weiss, was so ein Narzisst denn überhaupt ist:
http://de.wikipedia.org/wiki/Narzissmus
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Auszüge aus den gesellschaftskritischen Beobachtungen einer azurblauen Trinkflasche auf dem Boden des Labussees  

Neulich, als RayFine wieder mal genug hatte, von der lärmenden Stadt, dem rauchendem Nachbarn, der überfreundlichen Bäckerin und den Tagesmeldungen auf dem PC, da packte er ein Boot mit seinen sieben Sachen. Und außerdem noch ein 2. Boot. Mit Gnomorella, und ihren sieben Sachen.

Es ist nicht einfach, mit einem Gnom zu reisen, und spätestens, als Gnomorella am vierten Tag auf hohem See zu knurren und heulen began, weil die Wellen ihr nicht behagten, und sie ihren Baumstamm vermisste, und weil RayFine immer schneller paddeln konnte als sie, da spätestens beschloss RayFine, dass es an der Zeit war, ein Zeichen zu setzen. Da er aber Skrupel hatte, die grollende Gnomorella samt Gepäck ins Wasser zu schubsen, setze er ein Zeichen der anderen Art, und versenkte seine azurblaue Trinkflasche in den Fluten. Gnomorella machte ein dummes Gesicht, RayFine ein betretenes und die Trinkflasche trudelte noch ein wenig an der Oberfläche (fast schien es RayFine, als würde sie ihm wissend zublinzeln) bis sie dann in die unergründlichen Tiefen des Sees hinab sank.

Verständlicherweise ist auf dem Grund des Labussees nicht die allerbeste Unterhaltung gegeben, und somit hatte die Trinkflasche ausreichend Zeit, über die vergangenen Tage zu sinieren. Sie hatte also, festgeschnallt auf ein gelbes Plastikboot, eine Reise über weite Seen, enge Kanäle, schnelle Wasserstrassen und dschungelumringte Bäche hinter sich gebracht und dabei einige Schlüsse über die Verhaltensweisen ihrer Mitreisenden ziehen können.

Bereits zu Begin der Reise schien ihr der Sinn und Zweck derselben nicht ganz schlüssig, so verliessen doch RayFine und Gnomorella voller Absicht die Annehmlichkeiten der Zivilisation, um völlig auf sich (....und eine relativ gut organisierte Outdoortourismus Industrie) gestellt, das Wasser per Boot zu bereisen. Die Wonnen die gut besiedelte Gebiete mit sich brachten, schlugen sie aus, um das kleine Zelt zwischen Gräsern und Mücken aufzuschlagen. Anstatt sich in ein fertig bereitetes Nachtlager zu begeben, zogen sie größten Genuss daraus, sich damit abzuplagen, Heringe in den Waldboden zu wuchten und Luft in ihre Matratzen zu pusten. Ja, sie waren schon komisch, diese Hobos und Gnome. Unter der Entbehrung von fliessend Wasser, Sanitäranlagen und Kochplatten schienen sie zu entspannen, würdigten die Einfachheit des Lebens und die wohltuende Müdigkeit nach schwerer körperlicher Arbeit. Und als Gnomorella das von RayFine persönlich gefangene graue Eichhörnchen lustvoll über Feuer röstete, während RayFine einen kleinen Salat aus Löwenzahnblättern bereitete, da hatte die Trinkflasche sehr sehr deutlich den Eindruck, dass die heutige Gesellschaft vor einem großem Problem steht.

Ja, immer wieder von Gnomorella in ihrem Tagebuch angedeutet, die Hektik des Alltags, die Sehnsucht nach Entschleunigung, die Überflutung der Sinne durch mannigfache Konsumangebote - all dies schien die Gnome, Hobos und Menschen letztendlich nur dahin zu führen, der Zivilisation den Rücken zu kehren, und sich zurück auf ihre archaischen Riten und Lebensweisen zu besinnen. Fast schien es der Trinkflasche, als wäre der zeitweilige Weg in eine paralelle, altruistische Welt, die einzige Möglichkeit, unter den Bedingungen der heutigen Welt, ein halbwegs ausgeglichenes Leben zu führen. Und als die Trinkflasche dies erkannt hatte, da war sie sehr froh, dass sie nun das Ende ihrer Tage auf dem Grund des Sees fristen konnte, fernab von allem Übel der zivilisierten Welt, und glücklich über die Erfüllung, die ein einfaches Leben bietet.

Aber naja, sie war auch nur eine kleine dumme azurblaue Trinkflasche, und weil sie in den See gefallen war, hat sie auch nicht mehr mitbekommen, wie sehr RayFine und Gnomorella sich am Ende der Reise über warme Duschen, Kaffeemaschinen, Heizungen und weiche Matratzen freuten ;-)


* Die Autorin möchte anmerken, dass im Verlauf der Reise weder graue noch rote Eichhörnchen durch Verzehr oder andere durch RayFine oder Gnomorella vorgenommene Handlungen zu Schaden gekommen sind. Dieses Element der Geschichte ist rein fiktiv.
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